Montag, 3. Dezember 2007

Dago

Wir haben uns nur flüchtig gekannt vom Französischkurs. Du warst ungefähr in meinem Alter, eigentlich ein netter Kerl, liebtest das Reisen, bevorzugtest die Provence und Marokko - speziell Marakesch; hast regelmäßig dort Urlaub gemacht und oft davon geschwärmt - von schönen Erlebnissen erzählt. Heute vor zwei Wochen bist du ausgestiegen und hast du dich für immer davongemacht. Was hat dich soweit gebracht? Warst du in einem tiefen schwarzen Loch und hast keinen Ausweg mehr gesehen? War niemand da, der dir helfen konnte? Wahrscheinlich werde ich es nie erfahren. Am Freitag ist dein Begräbnis in Friedrichshagen. Ich werde nicht dabei sein. Aber vielleicht besuche ich dich dort mal, wenn ich in Berlin bin.

Mittwoch, 8. August 2007

collage

es ist still geworden. noch bin ich da. dunkle wolken ziehen am nachthimmel und verdecken den mond. in der nähe plätschert ein bach. mach weiter. gib niemals auf. der wind streift sacht durchs gras. es ist unwirklich und trotzdem schön. fürchte dich nicht. scheinwerfer bohren ihr licht durchs dunkel und ziehen in der ferne vorbei. niemand nimmt dich wahr. die zeit scheint still zu stehen. halt dich fest. da lauert der abgrund. im kleinen haus am wald brennt noch licht. reden hilft. jeder hat recht. immer geschieht etwas.

Samstag, 29. Juli 2006

Wieder in Lappland

Vor der unerträglichen Hitze bin ich in den Norden geflohen. Hier am Virihaure, wo wir unser Lager aufgeschlagen haben, ist es still und es herrschen angenehme Temperaturen. Der Blick über den tiefblauen, spiegelglatten See auf die umliegenden Berge ist atemberaubend. Ich könnte ihn stundenlang genießen. Für unser Abendessen haben wir bei einem netten Samen in Staloluokta ein paar Fische gekauft. Es sind Rödinge und sie schmecken ausgezeichnet. Die Nacht ist hell und wir erholen uns nach einem anstrengenden Wandertag.

Dienstag, 7. März 2006

Nach dem Sturm

Weiße Yachten liegen am Steg und schaukeln sanft, das Meer ist ruhig. Einsam döst ein Hund in der Hitze der Mittagssonne. Wir liegen erschöpft im Schatten oder unter Deck. Nichts erinnert mehr an den Sturm, der letzte Nacht draußen tobte. Die See war aufgewühlt und der Wind peitschte die schäumenden Wogen vor sich her. Da waren wir noch unterwegs, mit gerefften Segeln, dem Wetter trotzend. Das Boot stampfte vor sich hin, ächzte und schwankte, monoton schlugen die Fallen gegen den Mast. Hin und wieder riss eine Böe die Yacht mit voller Wucht herum und drückte sie mit dem Bug ins Wasser. Dann bäumte sich das Schiff wieder auf. Gischt klatschte über das Deck und schwappte in den Steuerstand. Stundenlang ließen wir uns von der mächtigen Dünung treiben und wechselten uns am Ruder ab. Es war nur schwer möglich, bei diesem Sturm einen Kurs zu halten. Erst in den frühen Morgenstunden ließ der Wind nach und wir konnten uns dem Land nähern. Delfine begleiteten uns zu der lieblichen Insel mit den Palmen. Erschöpft und erleichtert kamen wir in St. Lucia an. Es war, als seien wir der Hölle entronnen und direkt ins Paradies gekommen.

Montag, 6. März 2006

Unterwegs

Ich lief die einsame Strasse hinunter ohne Ziel, hatte vergessen die Zeit und den Ort. Am Ende standen Häuser, da war eine Brücke, sie führte ins Nichts. Am nahen See traf ich einen Mann, er starrte gedankenverloren ans andere Ufer. Vielleicht hoffte er, drüben wäre sein Glück. Seltsames kam mir in den Sinn. Kein Leben ohne Hoffnung.

Samstag, 14. Januar 2006

New York

Es ist strahlend blauer Himmel als ich kurz aus dem Fenster meines Büros im 37. Stock in Lower Manhattan schaue. Die Aussicht über den Hudson bis hinüber nach New Jersey ist eindrucksvoll. Leider komme ich kaum dazu sie zu genießen. Die Arbeit, Besprechungen und Termine halten mich davon ab. Meine Zeit hier ist begrenzt und ich will und werde meinen Auftrag erfüllen. Trotzdem muss ich zwischendurch gelegentlich abschalten, sonst macht mich das alles noch wahnsinnig. New York City ist eine laute und hektische Stadt. Ständiges Heulen von Sirenen, Kreischen von Motoren oder Baulärm. Ein Trost: hier oben merkt man nur wenig davon. Weiter unten in Wall Street tobt wieder der Börsenhandel. Manchmal mache ich zur Ablenkung im Internet ein paar Trades. Allerdings mit mäßigem Erfolg. Man muss einfach längere Zeit konzentriert dabei bleiben und den Markt genau beobachten, sonst wird das nichts. Aber dazu fehlt mir im Moment die Ruhe und die Zeit. Sehnsüchtig denke ich ans Wochenende. Wenn das Wetter so schön bleibt, könnte ich mir einen Wagen mieten und raus in die Umgebung fahren. Vielleicht wird es aber wieder nur ein ausgedehnter Spaziergang im Central Park mit Eichhörnchen beobachten oder ein Besuch in einem der vielen Museen. Heute gehe ich mit einem Kollegen zum Mittagessen irgendwo in der Nähe des Washington Square. Wir reden fast nur über die Arbeit und über die Firma. Spätabends verlasse ich dann mein Büro und nehme die U-Bahn rauf in die Bronx. In meinem schäbigen Apartment mit Blick auf einen trostlosen Hinterhof wartet niemand auf mich. Todmüde werfe ich mich aufs Bett und schlafe sofort ein. Einen Wecker brauche ich nicht, weil der Lärm von unten mich morgen früh mit Sicherheit weckt.

Dienstag, 1. November 2005

Im Friedrichsbad

Zaghaft betrete ich die großen, meterhohen, in altertümlichem Stil gefliesten Räume. Sie sind schön gestaltet mit Rundbögen, Nischen und Absätzen. Alles hier strahlt Ruhe aus, soll beruhigen und entspannen, die Zeit vergessen lassen. Der Bademeister im weißen Kittel reicht mir Badetücher und wünscht einen angenehmen Aufenthalt.
Sanft trifft der üppige Strahl einer überdimensionierten Brause meinen nackten Körper und umhüllt ihn wie ein warmer Mantel. Das Wasser reinigt nicht nur die Haut, sondern wäscht auch alle schlechten und überflüssigen Gedanken weg. Gut angewärmt gleite ich ins eiskalte Wasserbecken. Es prickelt auf meiner Haut als ich wieder auftauche.
Die nächste Station ist ein Wärmeraum, in dem man gut eingehüllt in sein Badetuch auf glattem, warmen Stein liegt. Nach einem kleinen Nickerchen geht es weiter zur Bürstenmassage. Kräftige Hände reiben meinen Körper mit Seife ein und bearbeiten ihn mit einer großen Bürste. Die Haut beginnt sich zu röten und mein Blut scheint zu kochen. Nach dem Abduschen betrete ich das Dampfbad und setze mich auf die steinerne Bank. Heißer Dampf vermischt mit ätherischen Aromen strömt unablässig aus dem Boden und benebelt den ganzen Raum. Ich denke an nichts mehr, sondern lasse alles nur geschehen, bin völlig entspannt.
Anschließend genieße ich im Warmwasserbecken den Wasserstrahl aus einer Massagedüse. Jeder Muskel wird damit bearbeitet. Nebenan im Kaltwasserbecken unter der großen Kuppel drehe ich dann noch eine Weile meine Runden, bevor ich mich ermattet in den halbdunklen Ruheraum begebe. Der Bademeister weist mir eine der Liegen zu und wickelt mich in dicke Wolldecken ein. Ich weiß nicht, wie lange ich dort geschlafen habe, aber irgendwann wache ich erfrischt auf, kleide mich an und fühle mich wie neugeboren.

Montag, 3. Oktober 2005

Frankfurter Buchmesse

Obwohl ich menschliche Massenansammlungen nicht mag, werde ich dieses Jahr wieder hingehen. Die Atmosphäre der vielen Bücher und anderen Medien, der Autorenlesungen und interessanten Veranstaltungen, zieht mich unweigerlich in ihren Bann. Leider ist die Zeit immer viel zu kurz um mir alles anzusehen, was mich interessieren könnte. Also muss ich mich auf eine kleine Auswahl beschränken. Es wird sicher wieder anstrengend, aber ich freue mich darauf.

Montag, 26. September 2005

Worte und Sätze

Worte und Sätze. Erzeugt von Gedanken, Eindrücken oder Gefühlen, erzeugen sie wieder und wieder: Gedanken, Eindrücke oder Gefühle in endlosem Kreislauf.

Worte und Sätze. Unzählige Male gedacht, gesagt oder verschwiegen. Feststellungen, Ankündigungen, Drohungen, Versprechungen - wahr oder gelogen, absichtlich oder nicht.

Worte und Sätze. Verharmlosend, übertrieben oder aus dem Zusammenhang gerissen. Wortgewitter prasseln auf mich ein. Nein - ich will nichts mehr hören.

Montag, 1. August 2005

Lappland ruft

Meine Ausrüstung ist jetzt komplett. Morgen ist es endlich soweit. Dann werde ich aufbrechen zu einer mehrwöchigen Tour durch den Sarek und den Padjelanta-Nationalpark. Dort wo es keine Straßen mehr gibt und es im Sommer nicht dunkel wird. Natur pur, fern von aller Hektik und Betriebsamkeit in einer ursprünglichen Landschaft, unverändert seit Tausenden von Jahren. Lange war ich nicht mehr dort, doch die Erinnerung an die Weite und die Schönheit Lapplands trage ich in mir und es zieht mich immer wieder dorthin.
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